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Rezeptionen zu Pravoslav Sovak

Eine Auswahl vielfältiger Stimmen

Als einer der bedeutendsten europäischen Grafiker seiner Generation hat Pravoslav Sovak seine Zeitgenossen und Weggefährten berührt und nachhaltig geprägt. Die Faszination für seine beeindruckende Herangehensweise an die Kunst, die Arbeit und das Leben schlägt sich in zahlreichen Texten, Rezeptionen, Eröffnungsreden, Zeitungsberichten und Resümees bedeutender Kunsthistoriker*innen, Journalist*innen und Autor*innen nieder. Deshalb wurde hier eine Auswahl der vielfältigen Stimmen zu Pravoslav Sovak und seinem Werk zusammengestellt – von dem befreundeten Autor Milan Kundera bis zu der renommierten Kunsthistorikerin Ulrike Lorenz.

Milan Kundera, 1959

Schriftsteller

Zitiert nach: Faltblatt des C.J. Bucherverlags, 1970. Vgl.: SOVAK weltvernetzt. Pravoslav Sovak im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Ausst.-Kat. Regensburg 2009, hrsg. von der Stiftung Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 2009, S. 118. Ursprünglich: Kundera, Milan: Pravoslav Sovák. Obrazy, kresby, grafika 1945-1958, in: Ausstellungskatalog Galerie Špála, Prag 1959. (Deutsche Übersetzung von Regensburg)

Pravoslav Sovák hat unsere Zeit durchlebt; er war nicht Zuschauer, sondern hat diese Zeit als großes, persönliches Abenteuer – voll von Zauber und Entbehrungen – kennengelernt. […] Vielseitig und dabei einheitlich bemächtigt sich Sovák seiner Themen, und bei allem Experimentieren scheint eine strenge Exaktheit des Bildes durch. Immer nähert er sich der Realität, um sich wieder von ihr zu entfernen. Aus extremen Aspekten werden die Themen in bestimmte harmonisierte Synthesen gebracht.

Manuel Gasser, 1969

Journalist

Gasser, Manuel: „Pravoslav Sovák“, in: Graphis 25/Nr. 143 (1969), S. 246-250. (Ebenfalls: Einleitung zur Mappe Grafisches Tagebuch)

Pravoslav Sovák bedient sich der Ausdrucksmittel, von denen er annehmen kann, dass sie allgemein verstanden werden: Die Chiffren der Physik und der Chemie werden verwendet, die moderne Technik leiht ihre Zeichensprache, das Vokabular der internationalen Pop Art wird bewusst und mit Eleganz eingesetzt.

Werkausstellung

Oto Bihalji-Merin, 1972

Kunsthistoriker

Bihalji-Merin, Oto: „Ein Kafka der Grafik“, Eröffnungsrede zur Ausstellung in der Galerie Schmidt-Bank in Nürnberg, in: Mitteilungen des Instituts für moderne Kunst Nürnberg, Nr. 5, 1972.

Nicht allein das Undramatische seines Stils und seiner künstlerischen Aussage, – die evokative Kraft, – die auf äußere Effekte verzichten kann, und die Ernsthaftigkeit des Leisen in Sovaks Graphik haben bewusste oder unterbewusste Beziehung zu Kafka, seinem Landsmann.

Heinz Neidel, 1972

Direktor des Instituts für moderne Kunst, Nürnberg (1974-1994)

Neidel, Heinz: „Ein Kafka der Graphik“, in: Artis. Zeitschrift für neue Kunst 24/Nr. 6, 1972, S. 22-23.
Es begann mit Strukturen, die Organisches wie Konstruiertes in der Verwandtschaft haben. Dann kristallisieren sich Landschaften heraus; noch existiert in diesem urbanen Raum der Mensch nur als Einsprengsel. 1962 beginnt eine bezeichnende Phase: theoretisch-abstrakte Systeme üben Dialektik mit biologischen.

Marléne Schnieper, 1973

Journalistin

Schnieper, Marléne: „Mitteilungen ohne Worte -Endspiele“, gekürzte Fassung der Vernissage-Ansprache zur Ausstellung in der Buchhandlung Balmer, Zug, 1973/74 in: Luzerner Neuste Nachrichten, 05.12.1973.
Was soll man da mit eigenen Worten über Sovák noch Wesentliches sagen? Ueber [sic.] ihn, der andern, wie sich selbst, Floskel schwer verzeiht? Soll man ihn, der seine und unsere Endspielsituationen ‚ohne Worte‘ und ‚indirekt‘ mitteilt, um des Wortspiels willen noch mit dem Dritten im Bunde der zur Vergleichszwecken vorrätigen Schriftsteller vergleichen: mit Beckett? Oder einfach sachlich informieren?

Thomas M. Messer, 1974

Kunsthistoriker und Direktor des Guggenheim Museum, New York

Messer, Thomas M.: „Pravoslav Sovak“, in: Sovak. Radierungen, hrsg. vom Kölnischen Kunstverein, Luzern/Frankfurt (Main) 1974, S. 5.
Haben wir einmal eingeräumt, dass sich des Künstlers Aufmerksamkeit vorsätzlich auf Artikulierungen der leeren Fläche eines Papiers und auf Lösung von Problemen konzentriert, die der autonomen Zeichensprache des Radierers inneliegen, können wir, nicht ohne Verwunderung, beobachten, wieviel an allgemeiner Bedeutung und eingebettetem Symbolismus sich von Sovaks Kunst ins Leben loslöst.

Hilton Kramer, 1977

Kunstkritiker

Kramer, Hilton: „Art: New Works By Philip Guston“, in: New York Times, 25.03.1977, S. 68.
Pravoslav Sovak (Staempfli, 47 East 77th Street): Working in small formats, often using a sharp‐pointed pencil with the patience of a saint, Pravoslav Sovak has produced a series of watercolor drawings and gouaches that evoke vast desert spaces. Yet it is not quite the space of nature that is evoked in these works.

Werner Schmalenbach, 1978

Kunsthistoriker und Direktor der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Zitat abgedruckt im Faltblatt zur Ausstellung der Galerie Ditesheim, Schweiz, Ausstellung 24.9. –2.10.1983; Quelle nicht angegeben
Sováks Kunst ist eine leise Kunst. Es ist nicht die Kunst eines Bahnbrechers. Sie ist durch das leise Naturell des Künstlers geprägt. Stille, Geheimnis, Genauigkeit und Spiritualität: das sind die Qualitäten, aufgrund derer sich diese Blätter behaupten. Und es sind Qualitäten, dank derer sie mehr sind als private Notizen eines Träumers.

Helmut Heißenbüttel, 1981

Schriftsteller

Heißenbüttel, Helmut: „Von der Logik der Bilder. On the Logic of Pictures“, Band 1, in: Sovák, Pravoslav: Pravoslav Sovák, Arbeiten auf Papier. Pravoslav Sovák, work on paper, mit Texten von Helmut Heißenbüttel, 2 Bde., Stuttgart 1981, S. 5-11, hier S.10.

Pravoslav Sovak als Person habe ich später kennengelernt als seine Bilder. Als einige seiner Bilder. Und es ist ja nicht gleichgültig, von welcher Seite her man in ein Werk der Kunst eintritt, hineinkommt. Es ist korrigierbar, aber nicht widerrufbar. Die Figur im geometrischen Zeichen als Maß der Landschaft, das war mein erster Blick auf Sovák.

Jean Pierrard, 1996

Journalist

Zitiert nach: SOVAK weltvernetzt. Pravoslav Sovak im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Ausst.-Kat. Regensburg 2009, hrsg. von der Stiftung Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 2009, S. 122. Ursprünglich: Pierrard, Jean: „Sovak. Druckgrafik und Zeichnung“, in: Le Point, 6.7.1996, Deutsche Übersetzung im Archiv Sovak, KOG Regensburg
Das Werk ist so delikat, dass man es kaum wahrnimmt. Sovak ist tschechischer Künstler –geboren 1926 –mit Sinn für die feine Abstufung. Mit großer Raffinesse gestaltet er Tag für Tag sein leichtsames Werk –ein Wasserzittern über moosigem Grund –in welchem die Radierung die Hauptrolle spielt.
Wirklichkeiten. Realitäten. Wenn Sie mir sagen, was Realität ist, sage ich Ihnen, ob ich ein Realist bin.

Sovak (mit W. Herzogenrath) 1974, S.8.

Werner Hoffmann, 1999

Kunsthistoriker und Direktor der Hamburger Kunsthalle

Hofmann, Werner: „Essay“, in: Pravoslav Sovak-Arbeiten auf Papier. Eine Retrospektive, Ausst. Kat. Wien 1999, hrsg. von Pravoslav Sovak und Konrad Oberhuber, Wien 1998, S. 11-15, hier S. 11.
So etwa ließe sich eine Parabel erzählen: Ein Künstler, um der Wirklichkeit habhaft zu werden, legt dünne Fäden über die Erscheinungswelt. Kreuz und quer und schräg verlaufend, bilden sie ein dichtes Netz, das die verstreuten Dinge einfängt und an sich bindet.

Konrad Oberhuber, 1999

Kunsthistoriker und Direktor der Albertina, Wien

Oberhuber, Konrad: „Pravoslav Sovak“, in: Pravoslav Sovak-Arbeiten auf Papier. Eine Retrospektive, Ausst. Kat. Wien 1999, hrsg. von Pravoslav Sovak und Konrad Oberhuber, Wien 1998, S. 17–25, hier S. 17.

Mit seinen eigentlichen Zeitgenossen teilt Sovak einerseits also eine Vorliebe für klare Strukturen, die sich bei ihm zu vertikal-horizontalen Netzen, Dreiecken, Pyramiden oder Diagonalanordnungen ausformen und verdichten können, andererseits die Entdeckung der künstlerischen Aussage der Nebenprodukte menschlicher Kultur vor allem in seinem Falle der Medienwelt.

Jiří Gruša, 2008

Schriftsteller

Grußwort zur Ausstellungseröffnung in München, 27.02.2008
Nun, einer der Pravoslav heisst, hat es auf Tschechisch einfacher, seine Sache zu vertreten. Der Name bedeutet ‚derjenige der berühmt wurde, da er das Richtige tat‘. Es war gewiss nicht einfach in der Zeitspanne des Lebens von Pravoslav, das Richtige zu finden, geschweige denn zu machen. Wenn ich richtig zähle, hat er sieben Systeme absolviert, die alle das Richtige vertreten wollten und darunter zwei, die es blutig dekretiert haben.

Oliver Prange, 2014

Journalist und Chefredakteur der Kulturzeitschrift Du

Prange, Oliver: „Bergung eines unentdeckten Schatzes“, in: Du. Die Zeitschrift der Kultur, Nr. 850 (2014), Oktober 2014, S. 1.
Wer ist Pravoslav Sovak? […] Er ist ein sehr sensitiver Mensch, klar und tief in seinen Gedanken, lebt zurückgezogen, umgeben von einem wildwüchsigen Garten. Er glaubt nicht, dass er eine tiefere Verbindung zu seinem Unbewussten hat als andere.

Hans-Peter Riese, 2014

Schriftsteller

Riese, Hans-Peter: „Pravsolav Sovak. Eines Künstlers lange Reise zu sich selbst“, in: Du. Die Zeitschrift der Kultur, Nr. 850 (2014), Oktober 2014, S. 22-37, hier S. 22.
Er war niemals ein Geheimtipp, eher ein unsichtbarer Star der Kunstszene. Seine Bilder hängen im Museum of Modern Art und in der der Albertina in Wien, er hatte grosse Ausstellungen in Paris, Berlin und New York. Pravoslav Sovak lebt seit vielen Jahren in der Schweiz am Vierwaldstättersee, er hat die ganze Welt bereist und jahrelang die Wüste erkundet.

Milan Kundera, 2014

Schriftsteller

Kundera, Milan: „Die Kunst der Perfektion“, in: Du. Die Zeitschrift der Kultur, Nr. 850 (2014), Oktober 2014, S. 52-53, hier S. 53.

Wenn ein Künstler in einem solchen Masse von Perfektion besessen ist, muss eine praktische Konsequenz folgen: Er arbeitet jahrelang an einem einzigen Bild. […] In einigen Epochen wäre eine solche Langsamkeit als mehr oder weniger offenkundige Tugend angesehen worden, in anderen Epochen als etwas Aussergewöhnliches.

Zsófia Bán, 2018

Schriftstellerin

Bán, Zsófia: „Sovak on the Beach“, Deutsche Übersetzung von Robert Svoboda, in: Pravoslav Sovak. Krajiny času – landscapes of time, Ausst. Kat. Prag 2018, hrsg. von Helena Musilová, Prag 2018, S. 49-60, hier S. 51f.
So ist es vollkommen verständlich, dass, wenn einen die Umstände ‚z hausuraus‘ vertreiben, wenn man gezwungen ist, das Geburtshaus und das Geburtsland zu verlassen, einem diese kulturelle Muttersprache genauso schmerzlich fehlen kann wie ein verlorener Ehepartner und verlorene Geschwister, wie ein Fluss und ein Hündchen aus den Kinderjahren, das am Ufer dieses Flusses bellte, oder auch wie die tatsächliche, nicht metaphorische Muttersprache.
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